Epistisches Vertrauen in der Gruppenprozessen
8. November um 17:15 – 20:30
Allgemein ist eine psychodynamische Gruppentherapie für Patient*innen indiziert, die in und an ihren interpersonellen Beziehungen leiden (Staun & Schulz – Venrath 2023, Schlapobersky 2016). Die Dynamik in Gruppenprozessen ist instabil, verändert sich aufgrund der vielfältigen Resonanzphänomene und schnell wechselnder Übertragungsprozesse rasch. Dies kann grundlegende Ängste und Misstrauen bei allen Teilnehmenden (inklusive der leitenden Person) hervorrufen, stellt aber auch eine große Chance für Veränderungsprozesse dar. Was hält eine Gruppe zusammen? Wie können diese Verunsicherungen und Veränderungen erkannt und damit umgegangen werden? „Nach neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen sind entwicklungspsychologisch die Bindungsqualität, das epistemische Vertrauen und die Mentalisierungsfähigkeit komplex in den frühen dyadischen sowie gruppalen, psychosozialen Beziehungserfahrungen miteinander verwoben“ (Staun, Schultz – Venrath, 2023). Das Konzept des epistemischen Vertrauens mit seinem Gegenpol der epistemischen Wachsamkeit – letztere schützt uns vor schädlichen Einflüssen in Beziehungen – ermöglicht es uns, auf die konstituierenden Aspekte dessen zu schauen, was dazu beiträgt, dass wir jemandem vertrauen oder dass uns, als Therapeut*innen, vertraut wird. „Vertrauen ist so etwas wie die Wette darauf, dass andere meine Abhängigkeit und Verletzlichkeit nicht zu meinen Ungunsten und zu ihrem Gewinn ausnutzen werden“ (Ebbinghausen, 2022). In diesem Seminar möchte ich das Konzept des epistemischen Vertrauens (Fonagy, Nolte, 2023) in der Anwendung auf therapeutische Gruppen nach Staun & Schultz – Venrath 2023 mit Ihnen betrachten und anhand von Fallbeispielen, gerne auch von Ihnen, diskutieren.